Mittwoch, 31. Dezember 2014

Die zwölf Sinne des Menschen - Der Hörsinn


 
Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“ 
(Sprüche in Prosa)


Dem Geistigen zugeneigte Sinne:

Der Hörsinn
Das Gehör entsteht, genau wie die meisten anderen Sinnesorgane, an der Oberfläche. Zuerst entsteht eine kleine Kerbe in der Haut, im sogenannten Kiemenspaltenbereich, aus dem auch der Atem- und Essmechanismus entsteht. Dies geschieht schon in einem frühen embryonalen Stadium, wenn die Augen erst in einer Anfangsphase an der Seite des Kopfes sitzen. Nach und nach „schieben“ sich die Augen nach vorn, während sich die Flecken des Gehörs gerade nach hinten schieben.
Unser Gehör kommt viel tiefer als unsere Augen, die letztlich nur die Oberfläche der Dinge sehen.
Sternbild: Krebs. Dieses Symbol will sagen, dass eine bestimmte Welt aufhört und eine neue Welt anfängt.
Es ist ein Naturgesetzt, das alles Sichtbare aus dem Unsichtbaren kommt.
Der Gehörsinn ist ein Kunstsinn. Man weiß, dass ein absolut taub geborenes Kind niemals ein Künstler werden wird.
Unser Gehör und unser Gleichgewicht sind aus demselben Hautbläschen entstanden, weil sie einander genau polar gegenüberstehen. Denn durch unser Gleichgewichtsorgan verbinden wir uns mit der Erde, orientieren uns im irdischen Raum. Und erst dann, wenn wir irdisch orientiert sind können wir daraus erhoben werden. Und wir können in den Geist, ins Kosmische hineingelangen, indem wir lauschen!!! Aber wirklich Lauschen hat zur Voraussetzung: still zu sein.
Musik ist eine dynamische, schaffende Macht.
Hören heißt immer, Abstand von uns selbst zu nehmen und aufzugehen in etwas anderem oder in einem anderen. Und so finden wir im Gehör das Wesen des Sozialen.
Bild ist immer Schein; Klang ist immer Wirklichkeit.

Vermutlich der zweitälteste leibliche Sinn, bereits intrauterin funktionsfähig. Vermittelt intrauterin über das rhythmische Erleben des Herztons der Mutter die Sicherheit wiederkehrender Zyklen. Öffnet die Tiefendimension der Seele, den seelischen Innenraum (die Schallwellen dringen über die Schnecke in die Tiefe).



frei nach Albert Soesman
Die zwölf Sinne - Tore der Seele

Montag, 29. Dezember 2014

Die zwölf Sinne des Menschen - Der Wärme- und Temperatursinn


Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“ 
(Sprüche in Prosa)

Dem seelischen zugeneigte Sinne

Der Wärme- und Temperatursinn
Wärme und Licht werden uns beide von der Sonne geschenkt. Säugetiere und somit auch der Mensch sind Warmblüter, sie haben eine eigene Wärmeorganisation. Der Mensch ist selbst eine Wärmesonne, keine Lichtsonne!
Das lateinische Wort für Zeit, tempus und das Wort Temperatur sind miteinander verwandt. Das Wort Zeit hängt mit dem griechischen daiomai – teilen, verteilen zusammen. Und dies hängt wieder mit daý – aus dem Sanskrit zusammen, welches verteilen, besitzen und Mitleid haben heißt, und auch mit daya´- das Sympathie oder Mitleid bedeutet. Das Wort Energie kommt vom Griechischen en ergea, „ich bin tätig“.
Die Macht, die Magie der Wärme; sie ist alldurchdringend. So einfach wie es ist, das Licht aufzuhalten, so unmöglich ist dies bei der Wärme. Das Wesen der Wärme pflanzt sich fort. Es ist schwierig, dieses Wesen zu charakterisieren; Es ist der Enthusiasmus!
Gerade wenn man einen unbewussten Temperaturwechsel erlebt, erhöht sich die Gefahr einer Erkältung.
Wir brauchen die äußere Wärme also nur als Basis, als Aufruf zur eigenen Aktivität.
Das harmonische, ausgeglichene, ruhige Grün ist charakteristisch für die begierdelose Pflanze. Grün entsteht nur am Licht. Das Rot des Blutes entsteht gerade im Dunklen.
Das Bewusstsein baut unsere Lebenskräfte ab. Wir sagen zu Recht, dass der Schlaf diesen Abbau wieder in Ordnung bringen muß.
Der Mensch ist dazu aufgerufen, selbständig aktiv zu sein, Begeisterung zu zeigen. Und so werden wir mit Hilfe des Wärmesinns zu „Interessenwesen“, zu Mitgenießern.
Rudolph Steiner nennt den Wärmesinn das zuerst entstandene Sinnesorgan des Menschen. Es lag ursprünglich oben auf dem Kopf. Sie haben sicher schon einmal vom „dritten Auge“ gehört. Aber dieses dritte Auge war niemals ein Auge. Sie finden dieses Organ noch bei Reptilien: es sitzt unmittelbar unter der Schädeldecke. Die Schädeldecke hat dort ein Loch. Man hat festgestellt, dass die Tiere damit infrarote Strahlung – das ist nicht anderes als Wärme – Wahrnehmen können. Es ist also ein Wärmesinnesorgan. Beim Menschen war es früher (lemurische Epoche) das Organ, zur Selbsterhaltung. Im Laufe der Entwicklung hat sich diese dritte Auge zurück gebildet und ist zur Epiphyse/ Zirbeldrüse geworden. Bei Embryos ist hier noch die große Fontanelle.
Kommt uns etwas entgegen, dann erleben wir es als Wärme!
Der Wärmesinn ist das Ur-Sinnesogran, das als Grundfähigkeit in allen anderen Sinnen vorhanden ist. Die zwölf Sinne sind gleichsam zwölf Arten von Wärmeerfahrungen, zwölf Formen von Begeisterung für die Welt.
Niesen: ist immer noch das beste Vorbeugungsmittel gegen eine drohende Erkältung. Der Lebenssinn gibt eine Warnung ab: Im Wärmeorganismus ist Unordnung entstanden.
Der Wärmesinn hindert uns fortwährend daran, dass wir gleichgültig werden. Durch den Wärmesinn nehmen wir stets den Unterschied zwischen uns selbst und der Welt wahr, und das erweckt unser Interesse. Unser Menschsein endet, wenn dieses Interesse nicht mehr vorhanden ist. Wir sprechen dann von lauen Seelen.
Tierkreiszeichen = Löwe. Majestätische Mähne = Sonnenhaupt, diese große Raubkatze ist ein Genießer.
Wir vor allem nach der Geburt wichtig (orale Phase). Er wird erstaunlicherweise von der „naturwissenschaftlichen“ Physiologie nicht beschrieben, obwohl doch Tast- und Wärmeempfindungen völlig verschieden und gleichermaßen wichtig sind. Die intrauterine Wärme leiblich und vor allem seelisch auch in der extrauterinen Welt zu erfahren (und später zu bewahren) ist ein sowohl für das Immunsystem als auch für die menschlichen Beziehungen (Begeisterungsfähigkeit) grundlegende Voraussetzung.


Zusammenfassung seelischer Sinne:
Hier finden wir eine Art Wiederholung der Wirkensweise der leibgerichteten Sinnesorgane.
Beim Geruch haben wir es wirklich mit etwas Trockenem zu tun – wenn wir Schnupfen haben, können wir nicht riechen – und mit etwas Schattenhaftem, mit etwas, das eigentlich schon gestorben ist. – hat einen Willenscharakter
Der Geschmack, unser meist missbrauchtem Sinnesorgan, dessen natürlicher Auftrag es ist, zu schmecken, was gesund ist und was nicht. – hat einen intimen Charakter
Durch die Augen öffnen sich uns die Welt. Durch die Farben wird die Weltseele geoffenbart, wir begegnen dadurch der Seele der Welt. – ist eine Art Denkprozess.
Der Temperatursinn ist der erste im Menschen angelegte Sinn.



frei nach Albert Soesman
Die zwölf Sinne - Tore der Seele

Samstag, 27. Dezember 2014

Die zwölf Sinne des Menschen - Der Sehsinn


 
Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“ 
(Sprüche in Prosa)

Dem seelischen zugeneigte Sinne

Der Sehsinn

Erst wenn das Auge sich öffnet, öffnet sich auch die Welt in all ihrer Größe, mit ihren Weiten, ihren Räumen. Dann erst findet das wahre Erwachen statt.
Das Auge ist das auffälligste Sinnesorgan. Kein anderes Sinnesorgan zeigt sich so sehr an der Außenseite wie das Auge auf seinem Beobachtungsposten in der Augenhöhle vorn im Schädel. Es ist auch die einzigen Stelle, wo die Haut aufreißt. Bei neugeborenen Kätzchen sehen wir, dass dieses Aufreißen noch nicht erfolgt ist. Nur bei Schlangen verläuft der Prozess anders: Da bleibt die Haut beisammen, wird aber durchsichtig. Wenn wir durch die Pupille ins Auge schauen, blicken wir gegen das Stückchen des Gehirns, das nach vorne geschoben ist. Nun ist das Weiße des Auges nichts anderes, als was im Gehirn die harte Gehirnhaut ist. Auch die Spinngewebshaut, die rund ums Gehirn liegt, finden wir als Aderhaut an der Rückseite der Augen.
Trifft Licht auf eine Pflanze fängt sie an zu blühen und es entstehen Farben. Dort, wo das Gehirn das Licht gefunden hat, entstehen auch Farben, die Regenbogenhaut.
Goethe hat uns gezeigt, dass die Farben aus dem Kampf von Licht und Finsternis entstehen. Entweder überwindet das Licht die Finsternis, dann entsteht die aktive Farbreihe mit roten, orangefarbenen und gelben Tönen; oder es herrscht das dunkle Element vor, wodurch das Blau und das Violett entstehen. Der Himmel am oberen Rand des Regenbogens (hier ist der Regenbogen rot) ist dunkler als der Himmel am Unterrand (hier ist der Regenbogen blau). Die Iris, die Regenbogenhaut des Auges ist nie ganz gleichmäßig gefärbt und hier wiederholt sich dieses Phänomen: am dunklen Rand, der Pupille haben wir die aktiven Farben (rot, orange, gelb); am anderen Rand, beim Weiß des Auges, haben wir die dunklen Farben (also grün und blau).
Farben können einen Farbkreis durchlaufen, die letzte Farbe geht in die erste über.
Sternbild: die Jungfrau – sie sorgt dafür, dass wir der Innenheit, den unmittelbaren Seelenregungen der Dinge begegnen. Die Jungfrau ist die Weltenseele.
Durchsichtiges Gewebe kennen wir nur aus der Embryologie. Solange alles noch mikroskopisch klein ist, ist es durchsichtig und klar. Wenn ein Wesen wächst, wird alles zugleich dichter und trüber. Die absolute Ausnahme ist das Auge! Die Materie des Gewebes bleibt jung, durchsichtig, unbeschmutzt, jungfräulich.
In den Augen der Tiere sieht man kein weiß! Tiere sind an ihre Begierden, ihre Triebe gebunden, Anthroposophisch sagen wir: an ihren Astralleib. Der Mensch ist ein „Ich“, das diese Begierden zügeln, sie beherrschen kann. Der sichtbare Ausdruck davon ist das Weiß im Auge, das den farbigen Teil des Auges, die Offenbarung des Astralen, umschließt.
Wird erst nach der Geburt aktiviert (orale Phase). Der Sehsinn ist einerseits der am weitesten in die Ferne reichende Sinn, andererseits vielleicht auch der wichtigste Erkenntnissinn für Nähe. Denn der Blick in die Riefe der Augen eines nahen Menschen beginnt bereits nach der Geburt, indem das Kind oft sofort die Augen der Mutter sucht (auch in Rückführungen in Vorinkarnationen werden die Augen oft als Erkennungsmerkmal über die Inkarnationen hinweg genannt.)




frei nach Albert Soesman
Die zwölf Sinne - Tore der Seele

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Die zwölf Sinne des Menschen - Der Geschmackssinn


Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“ 
(Sprüche in Prosa)

Dem seelischen zugeneigte Sinne

Der Geschmackssinn
Anders als beim Geruch, wo etwas aus der Außenwelt einfach herein weht, müssen wir beim Geschmack erst etwas hineinlassen. Durch den Geschmack werden wir niemals aggressiv mit der Natur verbunden. Während Gerüche unmittelbar bestimmte Triebe im Menschen hervorrufen können, kann der Geschmack das niemals so direkt; wir müssen immer erst etwas hinzufügen. Z.B. in der Küche, die Wärme = Sonne. Und wir müssen der Substanz entgegenkommen, sie in unserem Speichel auflösen.
Leider ist kein Sinn so verdorben, wie der Geschmackssinn. Es ist tatsächlich das Organ, mit dem wir nicht mehr richtig umzugehen wissen. Wir unterteilen lediglich noch in lecker und nicht lecker. Dabei ist der Hauptsinn des Geschmackssinns die Unterscheidung, ob etwas gesund ist oder nicht!!! Wenn der Mensch jedoch sehr lange etwas Falsche gegessen hat, steigt ein Urtrieb in ihm auf, der sich nach etwas Gesundem sehnt. Es ist hinreißend, wenn Wasser und Käsestückchen dann wieder schmecken. Es gehört auch zum (gesunden) Geschmackssinn, zu wissen, wie viel man braucht um satt zu sein!
Um unsere geistige Verdauung steht es nicht viel besser, unsere Kultur krankt schon lange an einem Zuviel an Information! Unsere geistige Verdauung ist also, genau wie unsere physische völlig überfordert. Ein Überangebot bei gleichzeitigem Mangel an Lebensnotwendigem!!!
Mit Hilfe des Geschmacks wurden früher auch alle Medizinen herausgefunden. Die ersten Kräutersucher gingen in die Natur und prüften, indem sich schmeckten, ob eine Pflanze auf die Leber, die Nieren oder auf die Augen wirkte.
Wir haben vier große Geschmacksrichtungen:
  • Das Süße, die Süße des Lebens – hängt mit dem mittleren Bereich der menschlichen Seele, mit dem behaglichen, nicht wirklich bewussten Teil der Seele, das Süße ist auch der erste Geschmack den wir kennen lernen (Muttermilch).
  • Das Saure, es erfrischt, belebt
  • Das Bittere benötigt willenshafte Überwindung. Wenn man Kindern nur Süßigkeiten gibt und nicht zu gegebener Zeit etwas Bitteres, dann wird es nie ein kräftiges Kind werden.
  • Das Salzige, weckt den Geschmack anderer Nahrungsmittel, Salz häng mit dem Denken zusammen, das Denken erklärt etwas anderes, es vergisst sich selbst. Salz ist im ersten Lebensjahr gefährlich, danach lebensnotwendig.
Geschmack geht tiefer als Geruch. Jemand der einen guten Geschmack hat, weiß sich zu kleiden, seine Wohnung gut einzurichten usw.
Wie die Welt uns aus makrokosmischer zu mikrokosmischer Substanz transformiert, so verändern auch wir immer die Welt. Das ist mit Geschmack gemeint.
Es ist eine Illusion zu glauben, dass Atome oder Stoffe uns gesundmachen können. Wir werden immer durch Befruchtungsprozesse geheilt. Und das kann auch wohl einmal bitter sein. Lebenserfahrungen, Prüfungen lassen sich mit Geschmacksrichtungen ausdrücken: eine bittere Erfahrung, ein säuerlicher Kerl, ein süßes Kind,....
Wir essen keine natürliche Nahrung, das machen nur die Tiere. Wir essen „kultürliche“ Nahrung, denn Landbau ist eine Kultur. Wir müssen uns nur die Frage stellen, ob wir eine gesunde oder eine schädliche Kultur anstreben.
Ohne Feuer ist keine Kultur denkbar. Zuerst wird auf dem Lande durch das Sonnenfeuer alles vorgekocht. Die Sonne führt die Pflanzen, wenn wir nicht eingreifen bis zum Blütenstadium und weiter. Wenn wir Wurzeln, Blätter, Stängel und so weiter kochen, „verblumen“ wir sie! Wir essen äußerlich meist keine Blumen, aber wir handhaben alles in einem „Blumenprozess“.
Bei Tisch üben wir es, selbst „Blumen“ zu sein. Es gibt nur wenige Orte, an denen es nicht angebracht ist zu streiten: in einem kultischen Raum, auf einem Kirchhof und bei Tisch!
Es sind drei Kulturen, die sich bei Tisch begegnen:
Für den Körper die Kultur der Nahrungszubereitung, sie kommt aus der Vergangenheit.
Für die Seele die Wohnungseinrichtung, das Zimmer, der Tischschmuck, unsere Kleidung, unser Verhalten. Wir sind im Jetzt.
Für den Geist ist es die Kultur unseres Gespräches, befruchtend und inspirierend für die Zukunft.
Der Geschmackssinn wird erst nach der Geburt aktiviert (orale Phase). Erfahrung der Unterscheidung von Sympathie und Antipathie auf der leiblichen und seelisch-geistigen Ebene (z.T. auch im Geruchssinn); wichtig für die Entwicklungsfähigkeit (im Kosten auch des „nicht schmeckenden“).




frei nach Albert Soesman
Die zwölf Sinne - Tore der Seele

Dienstag, 23. Dezember 2014

Die zwölf Sinne des Menschen - Der Geruchssinn



Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“ 
(Sprüche in Prosa)

Dem seelischen zugeneigte Sinne

Der Geruchssinn
Beim riechen müssen wir einatmen, wir müssen etwas, das draußen ist, wirklich in uns aufnehmen. Bei keinem anderen Sinnesorgan hat man so deutlich das Gefühl, es gerade nicht mit einer Grenze zu tun zu haben wie beim Geruch. Der Geruch ist direkt an die Atmung gebunden und die Atmung gibt den Duft an das zirkulierende Blut ab. Dadurch überwältigt ein Duft immer, wir können uns dem Duft nicht verschließen. Und wenn wir riechen ist unser ganzes Wesen vom Duft erfüllt. Gleichzeitig riechen wir nie lange.
Der Geruchsnerv ist der kürzeste all unserer Sinnesorgane.
Der Instinkt bedient sich speziell des Geruchsorgans. Das Tier ist unauflösbar mit der Welt verbunden und in diesem Bereich lenkt der Instinkt das Tier. Je niedriger ein Tier entwickelt ist, desto stärker ist es mit seinem Instinkt an die Umgebung gebunden und stärker von seinem Geruch abhängig.
Bei höheren Tieren wird die Nase immer kleiner. Beim Menschen schließlich ist dieser Instinkt verloren gegangen, statt dessen haben wir dieses prächtige Organ, das Gehirn, erhalten. Wir mussten den Instinkt verlieren, um freie Wesen zu werden.
Es ist schwierig Gerüche zu beschreiben, in der Regel machen wir eine grobe Einteilung in gute und schlechte Gerüche. So gibt uns auch der Geruchssinn eine Möglichkeit, die Welt in gut und schlecht einzuteilen. Auch Moral hat ihren Geruch. Aussprüche wie „Eigenlob stinkt“ weisen darauf hin. Das moralische Urteilen entsteht nie bei der großen Masse; es ist etwas Individuelles, etwas, für das jeder immer selbst Verantwortung tragen muss.
Unter allen Säugetieren ist der Mensch das einzige mit einer Nase! Katzen kommen uns diesbezüglich noch am nächsten. Das zeigt sich auch in der reichen Mimik von Katzen.
Unsere Nase hat viel mit unserer Persönlichkeit zu tun. Wenn sich ein Mensch verkleidet, erkennt man ihn oft noch an seiner Nase.
Das Tierkreiszeichen des Wassermanns ist dem Geruchssinn zugeordnet. Der Wassermann ist das Bild des sich entwickelnden Menschen (wir leben z.Z. im Wassermannzeitalter).
Der Geruchssinn wird erst nach der Geburt aktiviert (orale Phase). Der einzige unmittelbare Sinn, indem die Duftstoffe eine direkte molekulare Verbindung mit den Rezeptoren der Nase eingehen. Erfahrung der Möglichkeit, sich direkt mit der materiellen Welt zu verbinden.

frei nach Albert Soesman
Die zwölf Sinne - Tore der Seele

Montag, 22. Dezember 2014

Die zwölf Sinne des Menschen - Der Gleichgewichtssinn


Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“ 
(Sprüche in Prosa)

Dem physische zugeneigte Sinne

Der Gleichgewichtssinn
Der Gleichgewichtssinn ermöglicht uns die Aufrechte Haltung und gibt uns das Gefühl zu bestehen. Und mit der Erkenntnis „ich bestehe“, kommt auch die Erkenntnis, das alles andere auch besteht. Das Gleichgewicht ist der unmittelbare Ausdruck unseres eigentlichen Wesens. Stehen ist der Ausdruck unseres Wesens. Wenn wir im Gleichgewicht sind, befinden wir uns nicht nur in uns selbst, sondern wir füllen den Raum, diesen Raum der Wachheit, der uns mit anderen Verbindet.
(Höhenangst – hier fehlt die Fähigkeit den Raum zu füllen, deshalb entsteht eine Leere und die macht Angst.)
Schmerz entstehen dadurch, dass wir uns vom dem Urbild unseres Wesens abwenden. Er ist ein Schattenwurf unseres höheren Wesens. Wir werden enger als unser höheres Wesen und fühlen uns daher ungesund, krank. Der Lebenssinn verrichtet seine Aufgabe eigentlich dann gut, wenn er uns warnt, sobald es uns nicht gut geht. Das Gleichgewicht zu halten ist die Grundlage für ein angenehmes Gefühl. Immer ist eine Art Ruhe notwendig, um Gleichgewicht zu halten. Natürlich kann man auch in der Bewegung Gleichgewicht halten. Es ist immer irgendwo ein Ruhepunkt.
Das Geistselbst ist das Persönliche, das uns mit dem anderen verbindet. Das aller-persönlichste, das berührt auch die Persönlichkeit eines anderen.
Dem Gleichgewichtssinn haben wir es zu verdanken, dass wir ein Daseinsgefühl haben, das Gefühl, dass etwas besteht.
Wird erst nach der Geburt aktiviert (orale Ph.), vermittelt das Gefühl für den inneren Ruhepunkt und Schwerpunkt.


Zusammenfassung physische Sinne:
So, wie wir mit Hilfe des Tastsinnes unseres leiblichen Hauses bewusst werden, und so, wie wir mit dem Lebenssinn den Zustand des Hauses in Erfahrung bringen, so können wir mit dem Bewegungssinn in diesem leiblichen Haus wohnen und mit dem Gleichgewichtssinn kommen wir in die Außenwelt.



frei nach Albert Soesman
Die zwölf Sinne - Tore der Seele

Sonntag, 21. Dezember 2014

Die zwölf Sinne des Menschen - Der Eigenbewegungssinn


Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“
(Sprüche in Prosa)

Dem physische zugeneigte Sinne

Der Eigenbewegungssinn

Fähigkeit uns zu bewegen und wahrzunehmen, dass wir uns bewegen. Es geht um die Fähigkeit, Begegnungen erleben zu können, also darum, das zu erkennen, was wir eigentlich tief innerlich suchen, welches Ziel wir haben.
Der Eigenbewegungssinn hilft uns dabei, unseren Standpunkt im Raum zu finden.
Das dynamische Prinzip (die Fähigkeit uns zu bewegen) wird in der Anthroposophie Astralleib genannt. Pflanzen haben keinen Astralleib, sie können sich nicht bewegen. Atstral bedeutet: das, was mit den Sternen – also auch mit der Sonne – zusammenhängt. Der Astralleib ist die Energiequelle.
Sonnenleib – Astralleib – Sternenleib.
(Astralleib – Dynamik, Bewegung, Energie – Gefühle, Emotionen Gefühlsregungen)
Im Leben gibt es viele Dinge auf die wir treffen und Dinge denen wir begegnen. Das ist ein entscheidender Unterschied, die Begegnungen sind niemals zufällig. Und die einzigen Menschen, denen man wirklich begegnet sind Freunde und Feinde.
Menschen sind Planwesen, unser Leben hat einen Plan. Und nur das, was zu unserem Plan passt, macht wirklich Eindruck auf uns und nur das sind wirkliche Begegnungen.
Das was uns bewegt, was unser verborgener Lebensplan ist, unser Lebensgeist. Unser Lebensplan ist fertig vorhanden, es ist gleichsam um uns herum ausgebreitet, und an uns liegt es, dafür wach zu sein.
Wir haben altes Karma, das wir wiedererkennen! Wir schaffen auch neues Karma, indem wir neue Interessen entwickeln. Dasjenige, was uns zuweht, hängt mit dem eigenen Lebensplan zusammen, während die Dinge, die erst mühsam von Ihnen erobert werden müssen, mindestens genauso sinnvoll für unser zukünftiges Leben sind, sonst wären wir völlig isolierte Wesen
Der Eigenbewegungssinn wird erst nach der Geburt wichtig , vermittelt das Gefühl für das Freiheitserleben im Raum.


frei nach Albert Soesman:
Die zwölf Sinne - Tore der Seele

Samstag, 20. Dezember 2014

Die zwölf Sinne des Menschen - Der Lebenssinn


Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“ 
(Sprüche in Prosa)

Dem physische zugeneigte Sinne

Der Lebenssinn
Der Lebenssinn ist ein Sinn, mit dem der Mensch stärker verbunden ist, als mit den anderen Sinnen. Gleichzeitig ist er bei den Menschen sehr unterschiedlich stark ausgeprägt. Der Lebenssinn ist das Sinnesorgan, mit dem wir unsere Konsitution wahrnehmen und uns aller Lebensprozesse bewusst werden.
(Konstitution = Ätherleib = Bildekräfteleib)
Den Lebenssinn bemerken wir oft erst, wenn er gestört ist, z.B. in Form von Schmerzen. Ohne Lebenssinn können wir keinen Schmerzen fühlen. Schmerzen sind nichts anderes, als eine extreme Äußerung des Lebenssinn. Wenn wir jeden Schmerz, jedes Leid betäuben wird etwas wichtiges niemals entstehen: Mitleid!
Jeder Mensch hat ein Sinnesorgan, das sich über den ganzen Körper ausbreitet. In der Wissenschaft nennen wir das die sympathischen und die parasympathischen Nerven. Alles ist von ganz kleinen Nerven durchzogen, die den Menschen seine Konstitution wahrnehmen lassen: der Lebenssinn.
Wir merken mit Hilfe dieses Sinneswerkzeuges auch, dass wir Hunger oder Durst haben.
Die Verwöhnung die viele Kinder z.Z. erfahren hemmt die Entwicklung des Lebenssinns. Für die Entwicklung der Kinder ist die Erfahrung der physischen Erschöpfung sehr wichtig. Leider erfahren die meisten Kinder häufig zwei andere (ungesunde) Formen der Erschöpfung: Ermüdung aus Langeweile und Ermüdung durch zu viele Reize (Reizüberflutung). Durch den Versuch vieler Eltern, dem Kind alle „Schmerzen“ zu ersparen, leben die Kinder wie betäubt, in Watte gepackt. So kann sich der Lebenssinn (und auch viele andere Sinne) nur schwer und unzureichend entwickeln. Und die Betäubung der Schmerzen führt zu einer „Betäubungssucht“! Wenn wir als Kind nicht gelernt haben mit Schmerzen umzugehen, sind wir gezwungen, unsere Schmerzen/ unangenehme Gefühle ect. auch weiterhin zu betäuben.
Positiv für die Entwicklung des Lebenssinns sind Volksmärchen! Sie haben ein ausgezeichnetes Gleichgewicht zwischen Freude und Kummer. Das Kind genießt die Märchen noch mit seinen Lebenskräften, mit seiner Konstitution. Und darin muss es ein Gleichgewicht zwischen dem Negativen und dem Positivem geben.
Und genauso, wie es sich abspielt, wenn ein Mensch nicht auf sich selbst aufpasst und, weil er nicht richtig mit seinem Körper umgeht, zugrunde geht, so geht auch der ganze Makrokosmos zugrunde, wenn der Mensch nicht mit etwas mehr Gewissen mit ihm umgeht.
Der Lebenssinn vermittelt ein Gefühl für Harmonie der vegetativen Körpervorgänge und -rhythmen. Vor allem nach der Geburt gewinnt der Lebenssinn an Bedeutung, angeregt durch die rhythmischen Vorgänge von Atmung, Verdauung und Schlaf, usw.



frei nach Albert Soesman
Die zwölf Sinne - Tore der Seele

Freitag, 19. Dezember 2014

Die zwölf Sinne des Menschen - Der Tastsinn


Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“
(Sprüche in Prosa)

Dem physische zugeneigte Sinne

Der Tastsinn
Um sich vorzustellen, wie der Tastsinn alleine arbeitet, müssen wir uns vorstellen, nur Tastwesen zu sein. Das gleicht in etwa einem nacktem Wurm, der sich in einem dunklen, unbekanntem Raum.
Im normalen Alltag ist der Tastsinn eng verbunden mit dem Temperatursinn und dem Gleichgewichtssinn.
Der Tastsinn zeigt uns unsere Grenzen und die Grenzen der Welt. Wir werden uns unserer Begrenzung bewusst. Durch den Tastsinn entdecken/ ertasten wir die Welt. Wir spüren einen Widerstand, der Widerstand kommt von Außen. Aber es geschieht auch etwas innerhalb der menschlichen Seele, wenn wir an etwas rühren: wir erwachen. Wir wecken einen Menschen via Tastsinn; ein zartes Streicheln genügt!
(Der Wurm ist weiter entwickelt, als die Seeanemone. Die Seeanemone merkt nicht, ob etwas an sie stößt oder ob sie an etwas stößt. In beiden Fällen zieht sich die Seeanemone zurück. Kommt etwas auf den Wurm zu, zieht auch er sich zurück. Stößt der Wurm allerdings an einen Stein, zieht er sich nicht zurück.)
Der Strampelsack, die (weiche aber spürbare) Begrenzung eines Säuglings ist wichtig zur Entwicklung des Tastsinns. Konturlosigkeit hingegen bewirkt Unsicherheit.
Unser Tastsinn ist nicht so gebaut, dass wir aus der Haut fahren. Es sind keine ausgestreckten Nervenfasern. Wenn der Tastsinn so gebaut wäre, würden wir nie eine Grenze erleben. (Tastkörperchen sind in der Lederhaut liegende Nervenfasern – über der Lederhaut liegt noch die Oberhaut)
Wenn wir den Tastsinn nicht hätten, würden wir alle miteinander vollkommen eins sein, wir würden uns wie ein Wassertropfen im Meer auflösen. Das ist wahrscheinlich ein hinreißendes Gefühl, nur würden wir es nicht merken. Denn um zum Bewusstsein zu kommen, sind zwei Dinge nötig.


Durch den Tastsinn wird uns die Trennung vom Kosmos bewusst. Gleichzeitig spüren, erfahren wir den Kosmos durch den Tastsinn. Dadurch verbindet und Trennt uns der Tastsinn, beides gleichzeitig. Novalis: „Berührung ist Trennung und Verbindung zugleich.“
Der Tastsinn ermöglicht es uns, uns unser ganzes Selbst abzutasten. Erst wenn ein Kind anfängt richtig „ich“ zu sagen, sind seine Ärmchen so lang, dass es sich selbst vollständig abtasten kann.
Der Tastsinn ist der große Lehrmeister der Tatsache, dass wir abgesondert sind.
Vermutlich der älteste leibliche Sinn, bereits am Ende der 4. Schwangerschaftswoche funktionsfähig.



frei nach Albert Soesman
Die zwölf Sinne: Tore der Seele

Die zwölf Sinne des Menschen - Einführung



Goethe: „Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt.“ 
(Sprüche in Prosa)


Unsere Sinneswerkzeuge sind die Instrumente, mit denen wir der Welt begegnen. Rudolf Steiner zeigt, dass diese Sinnesorgane miteinander eine Ordnung bilden, sie bilden miteinander einen Kosmos. Alle Sinnesorgan bilden miteinander eine prachtvolle Komposition, das Eine ist unauflöslich mit dem Anderen verbunden.

Nach Rudolf Steiner besitzt der Mensch nicht nur (die allen bekannten) 5 Sinne, sondern 12 Sinne. 
Dem niederländischen Arzt Albert Soesman ist es gelungen, die Sinnlehre Steiners anschaulich zu vermitteln.

Die Einteilung der 12 Sinne:

  • physische Sinne:
    Tastsinn
    Lebenssinn
    Eigenbewegungssinn
    Gleichgewichtssinn
  • seelische Sinne:
    Geruchssinn
    Geschmackssinn
    Sehsinn
    Wärme- und Temperatursinn
  • geistige Sinne:
    Hörsinn
    Ichsinn
    Gedankensinn
    Wort- oder Lautsinn


Alle die Lust haben, eine (alte) neue Sichtweise unsere Sinne kennen zu lernen lade ich ein, mir auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Sinne und der Seele zu folgen.
Fortsetzung folgt.




frei nach Albert Soesman