Mittwoch, 19. Oktober 2016

Was uns treibt ... die Sache mit dem ÜberIch ...

Viele Wunder verstecken sich im Dschungel des Lebens.

Warum fällt uns ein gelassenes Leben, nach dem Motto "leben und leben lassen", so schwer?
Warum fällt es uns so schwer, die Dinge mal so zu nehmen wie sie sind?
Warum sind wir ständig getrieben, überall die Besten zu sein, immer perfekt zu sein?

Kleine Kinder können das noch! Ganz gelassen nehmen sie alles so wie es gerade ist. Ihr Geheimnis? Kleine Kinder haben noch keine kritische innere Instanz mit hohen und perfektionistischen Erwartungen entwickelt. Diese innere Instanz entwickelt sich erst im Laufe des Lebens. Je nach Erfahrungen und Prägungen die ein Mensch erfahren hat, ist diese innere Instanz von Mensch zu Mensch verschieden. Freud hat dieses Phänomen als ÜberIch beschrieben. Das ÜberIch entsteht aus den Ge- und Verboten, die wir als Kinder von unseren Bezugspersonen (meist den Eltern) bekommen haben und aus den gesellschaftlichen Werten und Normen. Das Problem bei der Sache ist, dass das ÜberIch in der Regel viel strenger ist, als die Eltern es je waren. Wenn das ÜberIch zum "Super-Moralapostel", zur "Über-Perfektionistin" wird, dann setzt es uns tierisch unter Druck. Da mein ÜberIch ein Teil von mir ist (innere Instanz) bin ich es selbst, die sich unter Druck setzt. Ergo bin ich die Person, die etwas daran ändern kann! Und wie?

Gehen wir noch einmal zurück in die Kindheit, zurück in eine Zeit, wo wir noch nicht unter dem Einfluss unseres ÜberIchs standen.
Für Kinder ist alles neu. Und das ist absolut wunderbar. Sie sind noch neutral und offen, frei von Erwartungen und Zwängen. Frei und ungezwungen gehen sie durch den Tag und nutzen ihre Energie zur Entdeckung und Erforschung einer wundervollen Welt.
Wenn es uns als Erwachsene gelingt, dieses "innere Kind" wieder zu finden, unsere kindlichen Energien mit all ihrer Neugier und Unbefangenheit zu reaktivieren, dann können wir uns von vielen der selbstauferlegten Zwänge befreien und die Welt mit anderen Augen betrachten. Unsere Kindheit ist mit all Ihren Erfahrungen in unserem Wesen gespeichert. Das Kind, das wir einmal waren ist genauso zu einem Teil von uns geworden wie unser ÜberIch. Dabei ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, dass wir selbst uns von vielen Zwängen im Leben befreien können. Wir sind es, die entscheiden, ob wir unserem "inneren Kind" in unserem Leben Raum geben oder nicht.
In vielen Bereichen ist unser ÜberIch hilfreich, nützlich und sinnvoll. Doch dort, wo es zu viel Macht bekommt wird es zu einer Belastung. Ein zu starkes ÜberIch setzt den betreffenden Menschen mächtig unter Druck, bis dieser Druck so stark wird, dass der Mensch krank wird.

Geben wir auch anderen Wesensanteilen, wie unserem "inneren Kind" genug Raum, dann kommt es zu einer gesunden Selbstregulierung und wir erhalten Gesundheit.