Mittwoch, 15. November 2017

Unsere Haut - eine verbindende Grenze



Unsere Haut - sowohl ein Grenzorgan, als auch ein Beziehungsorgan.

Schon auf dem ersten Blick ist deutlich, dass unsere Haut die Grenze zwischen unserem Körper und der Welt ist. Doch unsere Haut schützt auch unser Innerstes. Dadurch können wir uns abgrenzen und ein eigenständiges Individuum sein.
Ohne unsere Haut würden wir uns vermutlich einfach im Universum auflösen.
Genauso wie unsere Haut uns hilft uns abzugrenzen verbindet sie uns. Durch unsere Haut können wir in Kontakt treten und Beziehung aufbauen. Unsere Haut verbindet uns mit unserer Umwelt und mit den Menschen die wir lieben.



Wie ist dieser vermeintliche Widerspruch - verbinden und trennen / Schutz und Kontakt - zu erklären?

Weil wir Menschen beides brauchen kann unsere Haut auch beides:

Abgrenzung um uns zu schützen und um uns als Einzelwesen wahrzunehmen.
Kontakt und Verbindung um Beziehungen möglich machen.

Um das noch besser zu verdeutlichen, beginne ich noch einmal am Anfang:
Beim Embryo vermittelt die Haut Schutz, Wärme und Geborgenheit. Während der Schwangerschaft und die erst Zeit danach ist der kleine Mensch noch ganz eng verbunden. Die Entwicklung zu einem selbständigen Wesen beginnt erst. Den ersten Kontakt mit der Welt erfährt der Säugling über die Haut. Durch den Tastsinn, der ja zu Haut gehört, lernt das Baby seine eignen Grenzen kennen. Gleichzeitig lernt das Baby „tastend“ wo seine eignen Grenzen enden und wo die Welt anfängt. Trotzdem bleibt das Baby weiterhin sicher mit der Mutter verbunden. In dieser Zeit ist der Hautkontakt ganz besonders wichtig. Nur wenn der Schutz und die Geborgenheit und die Wärme, die das Baby aus dem Mutterleib kennt weiter besteht – (sicher anders aber konstant) – kann es sich in die Welt hinaus wagen. Der heranwachsende Mensch, das Baby braucht den Schutz und die Geborgenheit, um die Welt zu entdecken und um Beziehungen aufzubauen.



Was passiert bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis?
Was passiert wenn die „Hautgrenze“ defekt ist?




Dann fehlt der Schutz und die Geborgenheit. Das macht empfindlicher, verletzlicher, angreifbarer, unsicher,..... dann wagt man es nicht so leicht, in Beziehung zu treten, aus Angst vor Verletzungen.
Wenn ich mich in meiner Haut wohl fühle, bin ich selbstbewusst, kann sicher in die Welt hinausgehen und kann aus dieser Sicherheit heraus Beziehungen eingehen. Frei von Angst.

Fazit:
Bei Hautproblemen ist es – zusätzlich zu allen anderen Maßnahmen – wichtig, sich seiner „Grenzen“ bewusst zu sein.
Die folgenden Fragen können Klarheit bringen:
Bin ich in der Lage mich abzugrenzen? Weiß ich wo meine Grenzen sind? Achte ich meine Grenzen? Achten andere Menschen meine Grenzen? „

Was hilft mir meine Grenzen wieder zu stabilisieren?
Was gibt mir Sicherheit?

Es würde unseren Rahmen sprengen, diese Fragen hier weiter zu beantworten, sie sind eher als Denkanstoß gedacht. Ich möchte nur noch einen oft übersehenen Hinweis geben:
Das Einkremen hat neben der physiologischen Wirkung noch die Symbolische Wirkung: durch den Hautkontakt heile und stabilisiere ich meine Grenzen. Wenn wir das mit mehr Bewusstsein tun, verstärken wir diesen Effekt.




Anmerkung: Aus der Hirnforschung wissen wir, dass Babys die viel Hautkontakt erfahren haben, mehr neuronale Verknüpfungen im Gehirn aufbauen.


Buchtipp:
Unsere Haut: Spiegel der Seele, Verbindung zur Welt
von Gion Condrau und Heinrich Schipperges