Mittwoch, 16. August 2017

Wenn Nerven nerven.

Eine ganzheitliche Betrachtung des Gehirns und des Nervensystems



Das faszinierendste Organ im menschlichen Körper ist das Gehirn.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse der modernen Hirnforschung ist die Tatsache, dass das Gehirn formbar ist und sich bis ins hohe Alter verändern kann. Neuroplastizität nennt man das im Fachargon.
Unter dem Aspekt, dass sich unser Gehirn bis ins Alter weiterentwickeln kann, bekommt der Ausspruch: „Man lernt nie aus.“ ein viel größere Bedeutung.

Was können wir tun, wenn wir vom unbewussten Hirnbesitzer zum aktiven und bewussten Hirnnutzer werden wollen?

Laut Gerald Hüther ist unser Gehirn ein Problemlösungsorgan. Und unser Gehirn entwickelt sich so, wie wir es benutzen.
Wenn wir allen Problemen aus dem Weg gehen, entwickelt sich nichts, ganz im Gegenteil, Problemflucht führt zu einer Degeneration des GehirnsSich den Herausforderungen des eigenen Lebens zu stellen und seine Probleme zu lösen ist gut für das Gehirn.

Schon Kinder sollten lernen Probleme zu lösen und Herausforderungen zu meistern. Am besten von Anfang an. Denn haben wir nicht gelernt die kleinen Probleme als kleines Kind zu lösen, fühlen wir uns mit den großen Problemen der Erwachsenen überfordert. Dazu brauchen Kinder die Freiheit, es selbst tun zu dürfen, das Vertrauen der Eltern, dass sie es schaffen. 
Das ist leichter gesagt als getan. Maria Aarts sagt, Väter sind besser darin, Kinder ihre Probleme alleine lösen zu lassen. Und als Mutter muss ich sagen, sie hat recht.
Wir Eltern tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir versuchen alles für sie zu tun. Wie sollen sie dann lernen und sich weiterentwickeln? Deshalb mein Appell an alle Eltern, helft Euren Kindern nur da, wo sie wirklich noch Hilfe brauchen. Es ist gut für die Kinder, wenn sie sich auch mal anstrengen dürfen und ´ne Weile alleine probieren können. Nichts ist besser für das Selbstbewusstsein, als das Gefühl eine Aufgabe allein gemeistert zu haben! Und dabei sollten wir unsere Kinder unterstützen.

Unser Gehirn entwickelt sich mit den Herausforderungen, besonders wenn es sich um Herausforderungen handelt, die bedeutsam für uns sind. Gerald Hüther spricht von Erfahrungen die unter die Haut geht.
Wer rastet der rostet. Wer geistig fit sein möchte braucht Aufgaben und Herausforderungen, an denen er sich erproben und beweisen kann. Das gilt für Jung und Alt.

Da kommt mir noch ein Ausspruch Emil Cue´s in den Sinn: 
"Alles, was wir denken, wird für uns Wirklichkeit. Es ist somit sträflicher Unfug, Falsches zu denken."

Alles, was wir denken hat auch Einfluss auf unser Gehirn. Besonders Gedanken, die wir häufig haben! Achtet mehr auf Eure Gedanken.

Ein große Problem unserer Zeit ist der Umstand, dass der Notfall zur Regel wird. Wir leben ständig am Limit. Unser Alltag besteht zum Großteil aus Stress. Ständig power, ständig Adrenalin, ständig Hektik, Unruhe, Schnelligkeit … Doch dafür ist unser Körper und ganz besonders unser Nervensystem nicht gebaut. Solche Verhaltensweisen können wir im Notfall aktivieren, dann werden für kurze Zeit große Energiereserven zur Verfügung gestellt. Und danach brauchen wir dringend ein Erholungspause, um die Energiereserven wieder aufzubauen. Diese Thema habe ich hier etwas anders beleuchtet.
Für unsere Gesundheit sind Ruhephasen ganz wichtig. Doch wo finden wir die? Wer macht sich die Mühe, ganz bewusst Ruhepausen in sein Leben einzubauen? Wer stellt mal für ein paar Minuten Handy, Computer, Radio, Fernsehen aus und genießt die Ruhe?
Rosina Sonnenschmidt spricht in diesem Zusammenhang von einem karzinogenen, also krebserregenden Zeitgeist. Sie beschreibt den Zeitgeist als kompliziert und destruktiv und empfiehlt die Rückbesinnung auf Einfachheit.



Deshalb mein Tipp: 
Das Leben entschleunigen, öfter mal offline sein und die einfachen Dinge des Lebens genießen. 

Eine Möglichkeit zur Beruhigung des Lebens ist Achtsamkeit. 

Achtsamkeit bietet viele Möglichkeiten, Ruheinseln in den Alltag zu integrieren: achtsames Atmen, achtsames Gehen, achtsames Essen, achtsames Tee trinken - geht natürlich auch mit Kaffee ;o)




Eine weitere Möglichkeit zur Schaffung von Ruheinseln sind natürlich Entspannungstechniken wie das AT oder die progressive Muskelentspannung, auch Bewegungsmeditationen wie Tai Chi oder Qi Gong sind hilfreich.

Wenn der Notfall zum Normalfall wird verlieren für unseren Lebensrhythmus. 
Das erste Anzeichen, für den Verlust des Lebensrhythmus ist ein starkes Leisungsdenken. Wenn wir unseren Rhythmus verlieren, aus dem Tritt kommen, wie man so schön sagt, dann sind wir anfälliger für Krankheiten. Wird dieser Thythmusverlust zum Dauerzustand, wird die Grundlage für chronische Krankheiten geschaffen. Schwache Nerven sind ein Alarmsignal.

Ein natürlicher Lebensrhythmus stärkt die Nerven.

Der Ausgleich zwischen Aktivität und Ruhe fördert einen gesunden Lebensrhythmus.
Alles im Leben verläuft in einem natürlichem Rhythmus: die Jahreszeiten, der Mondzyklus, der Tag- und Nacht-Rhythmus, ….
Auch die Körperfunktionen haben einen natürlichen Rhythmus, wie man an der Atmung und dem Herzschlag deutlich spürt.
Auch das NS hat einen eigenen natürlichen Rhythmus. So schwimmt z.B. das Gehirn in einer Flüssigkeit, die es im Rhythmus des Herzschlags bewegt.
Durch die Körperübungen des autogenen Trainings werden die natürlichen Körperrhythmen ganz gezielt gefördert, besonders die Atmung, der Herzschlag und der Rhythmus des Bauchnervengeflechts, des Solarplexus. Alle die schon einmal AT gemacht haben kennen die Formeln: mein Herz schlägt ruhig und regelmäßig, die Atmung fließt ruhig und gleichmäßig, mein Solarplexus strömt angenehm warm.

Das autogene Training ist eine einfache und effektive Methode, um wieder zurückzufinden, zum eigenen Rhythmus.


Buchtipp:
Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn
von Gerald Hüther

erschienen im Vandenhoeck & Ruprecht Verlag

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