(Sprüche
in Prosa)
Dem
seelischen zugeneigte Sinne
Der
Geschmackssinn
Anders
als beim Geruch, wo etwas aus der Außenwelt einfach herein weht,
müssen wir beim
Geschmack erst etwas hineinlassen. Durch den Geschmack werden wir
niemals aggressiv mit der Natur verbunden. Während
Gerüche unmittelbar bestimmte Triebe im Menschen hervorrufen können,
kann der Geschmack das niemals so direkt; wir müssen immer erst
etwas hinzufügen. Z.B. in der Küche, die Wärme = Sonne. Und wir
müssen der Substanz entgegenkommen, sie in unserem Speichel
auflösen.
Leider
ist kein Sinn so verdorben, wie der Geschmackssinn. Es ist
tatsächlich das Organ, mit dem wir nicht mehr richtig umzugehen
wissen. Wir unterteilen lediglich noch in lecker und nicht lecker.
Dabei ist der
Hauptsinn des Geschmackssinns die Unterscheidung, ob etwas gesund ist
oder nicht!!! Wenn
der Mensch jedoch sehr lange etwas Falsche gegessen hat, steigt ein
Urtrieb in ihm auf, der sich nach etwas Gesundem sehnt. Es ist
hinreißend, wenn Wasser und Käsestückchen dann wieder schmecken.
Es gehört auch zum (gesunden) Geschmackssinn, zu wissen, wie viel
man braucht um satt zu sein!
Um
unsere geistige Verdauung steht es nicht viel besser, unsere Kultur
krankt schon lange an einem Zuviel an Information! Unsere geistige
Verdauung ist also, genau wie unsere physische völlig überfordert.
Ein Überangebot bei gleichzeitigem Mangel an Lebensnotwendigem!!!
Mit
Hilfe des Geschmacks wurden früher auch alle Medizinen
herausgefunden. Die ersten Kräutersucher gingen in die Natur und
prüften, indem sich schmeckten, ob eine Pflanze auf die Leber, die
Nieren oder auf die Augen wirkte.
Wir
haben vier große Geschmacksrichtungen:
- Das Süße, die Süße des Lebens – hängt mit dem mittleren Bereich der menschlichen Seele, mit dem behaglichen, nicht wirklich bewussten Teil der Seele, das Süße ist auch der erste Geschmack den wir kennen lernen (Muttermilch).
- Das Saure, es erfrischt, belebt
- Das Bittere benötigt willenshafte Überwindung. Wenn man Kindern nur Süßigkeiten gibt und nicht zu gegebener Zeit etwas Bitteres, dann wird es nie ein kräftiges Kind werden.
- Das Salzige, weckt den Geschmack anderer Nahrungsmittel, Salz häng mit dem Denken zusammen, das Denken erklärt etwas anderes, es vergisst sich selbst. Salz ist im ersten Lebensjahr gefährlich, danach lebensnotwendig.
Geschmack
geht tiefer als Geruch. Jemand
der einen guten Geschmack hat, weiß sich zu kleiden, seine Wohnung
gut einzurichten usw.
Wie
die Welt uns aus makrokosmischer zu mikrokosmischer Substanz
transformiert, so verändern auch wir immer die Welt. Das ist mit
Geschmack gemeint.
Es
ist eine Illusion zu glauben, dass Atome oder Stoffe uns gesundmachen
können. Wir werden immer durch Befruchtungsprozesse geheilt. Und das
kann auch wohl einmal bitter sein. Lebenserfahrungen, Prüfungen
lassen sich mit Geschmacksrichtungen ausdrücken: eine bittere
Erfahrung, ein säuerlicher Kerl, ein süßes Kind,....
Wir
essen keine natürliche Nahrung, das machen nur die Tiere. Wir essen
„kultürliche“ Nahrung, denn Landbau ist eine Kultur. Wir müssen
uns nur die Frage stellen, ob wir eine gesunde oder eine schädliche
Kultur anstreben.
Ohne
Feuer ist keine Kultur denkbar.
Zuerst wird auf dem Lande durch das Sonnenfeuer alles vorgekocht. Die
Sonne führt die Pflanzen, wenn wir nicht eingreifen bis zum
Blütenstadium und weiter. Wenn wir Wurzeln, Blätter, Stängel und
so weiter kochen, „verblumen“ wir sie! Wir essen äußerlich
meist keine Blumen, aber wir handhaben alles in einem
„Blumenprozess“.
Bei
Tisch üben wir es, selbst „Blumen“ zu sein. Es gibt nur wenige
Orte, an denen es nicht angebracht ist zu streiten: in einem
kultischen Raum, auf einem Kirchhof und bei Tisch!
Es
sind drei Kulturen, die sich bei Tisch begegnen:
Für
den Körper die Kultur der Nahrungszubereitung, sie kommt aus der
Vergangenheit.
Für
die Seele die Wohnungseinrichtung, das Zimmer, der Tischschmuck,
unsere Kleidung, unser Verhalten. Wir sind im Jetzt.
Für
den Geist ist es die Kultur unseres Gespräches, befruchtend und
inspirierend für die Zukunft.
Der
Geschmackssinn wird erst nach der Geburt aktiviert (orale Phase).
Erfahrung der Unterscheidung von Sympathie und Antipathie auf der
leiblichen und seelisch-geistigen Ebene (z.T. auch im Geruchssinn);
wichtig für die Entwicklungsfähigkeit (im Kosten auch des „nicht
schmeckenden“).
frei
nach Albert Soesman
Die
zwölf Sinne - Tore der Seele
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